Dr. Oetker Stories

Nachhaltigkeit ist der erste Schritt zum regenerativen Wirtschaften.

Ein Interview mit Dr. Albert Christmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Dr. Oetker.

Nachhaltigkeit ist der erste Schritt zum regenerativen Wirtschaften.

12.6.2022 Nachhaltigkeit

Was bedeutet für Sie regeneratives Wirtschaften?

Dr. Albert Christmann: Nachhaltig zu handeln heißt, negative Auswirkungen auf unsere Umwelt auf „Null“ zu reduzieren, also zu vermeiden. Ich denke aber, dass das nicht reicht: Wir sollten darüber hinaus gehen und regenerativ wirtschaften, also einen positiven Beitrag leisten, um auch von uns verursachte Schäden aus der Vergangenheit oder Schäden von anderen zu reparieren.

Dr. Oetker Wiese

Und wie kann ein Lebensmittelhersteller wie Dr. Oetker das für sich umsetzen?

Dr. Albert Christmann: Als Lebensmittelhersteller müssen wir an unseren Rohstoffen ansetzen und insbesondere daran, wie sie produziert werden. Entscheidend ist dabei ein intakter Mutterboden einschließlich der Biodiversität. Denn nur in einem gesunden Boden können gesunde Rohstoffe wachsen. Als wichtiger Nebeneffekt speichert solcher Boden sehr viel mehr Kohlenstoff. Das wiederum reduziert den menschengemachten globalen Klimawandel: je mehr Kohlenstoff im Boden gebunden wird, desto weniger CO₂ verbleibt in der Atmosphäre – der Treibhauseffekt wird deutlich reduziert. Ähnlich ist es mit der Aufnahmefähigkeit von Wasser, das in einem gesunden Boden viel schneller versickert und gleichzeitig gespeichert wird. So können in trockenen Jahren bessere Ernten erzielt und zugleich Flutkatastrophen abgeschwächt werden. Letztlich geht es auch darum, mit der Natur zu leben – und nicht diese „auszunutzen“.

Und so verstehe ich Nachhaltigkeit als einen Weg mit dem Ziel zu regenerativem Wirtschaften, damit unsere Generation den kommenden Generationen Leben ermöglicht. Ein Lebensmittelhersteller wie Dr. Oetker produziert „Mittel zum Leben“ und ist auf intakte Böden und regeneratives „Land“-wirtschaften angewiesen. Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, unseren Teil zur Gesundung der Böden beizutragen.

Wann haben Sie das Thema „regenerative Landwirtschaft“ erstmals bewusst wahrgenommen?

Dr. Albert Christmann: Vermutlich schon in meiner Jugend – aber da hat noch niemand von regenerativer Landwirtschaft gesprochen. Die Methoden des „regenerativen Landwirtschaftens“ sind keine neuen Themen, sondern eher eine Art Rückbesinnung: Wir wissen schon lange, wie wir unsere Böden so bewirtschaften können, dass sie langfristig ertragreich sind. Der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger zur preislich günstigen Herstellung von Lebensmitteln jedenfalls ist langfristig nicht zielführend, sondern das Produzieren im Einklang und im Kreislauf mit der Natur.

Auch wenn wir der auf Ertrag und Preis fokussierten, intensiven Landwirtschaft von heute viel zu verdanken haben, weil sie einen erheblichen Teil zum heutigen Wohlstand unserer Gesellschaft beigetragen hat, so gibt es auch die andere Seite dieses Wohlstands. Er basiert darauf, Böden auszulaugen, denen es somit über die Jahrzehnte der konventionellen Landwirtschaft immer schlechter ging: So ging die Artenvielfalt im und über dem Boden stetig zurück, die Gewässer sind durch Dünger und Pestizide teilweise und immer stärker verunreinigt, Bodenerosion und mangelnde Wasserspeicherfähigkeit sind gerade bei extremen Wetterereignissen ein Problem. Durch den inzwischen fast ein Jahrhundert langen und steigenden Einsatz von Dünger und Pestiziden auf Basis fossiler Rohstoffe trägt die konventionelle Landwirtschaft auch zur Klimakrise bei.

Regenerative Landwirtschaft hat das Potential, die Landwirtschaft zum Teil der Lösung zu machen. Setzt man regenerative Methoden konsequent um, hat das viele positive Effekte: Das Bodenleben wird wiederhergestellt, der Humusanteil vergrößert sich, die Biodiversität steigt im Boden, Wasser und Kohlenstoff werden gespeichert, das ist die sogenannte CO₂-Sequestrierung. Was mir persönlich auch gut gefällt: Sowohl konventionelle als auch ökologische Betriebe können regenerative Methoden umsetzen und so einen Beitrag für Klimaschutz, Biodiversität und bessere Wasserqualität leisten.

Logo Regenerative Landwirtschaft

Das klingt gut – wo steht Dr. Oetker denn hier?

Dr. Albert Christmann: Uns ist es wichtig, Teil der Reise zu sein und die notwendige Transformation der Landwirtschaft in unseren eigenen Wertschöpfungsketten voranzutreiben. Aktuell wählen wir in einem Projekt geeignete Partner aus, die wir fördern und von denen wir Rohwaren beziehen möchten. In einer ersten Phase fokussieren wir uns zunächst auf die Rohwaren Weizen und Getreide sowie Zucker (Rüben). Uns ist klar, dass wir hier erst am Anfang sind: Wir werden das nicht von heute auf morgen auf die Beine stellen können und müssen sicherlich auch erst den richtigen Ansatz für uns herausarbeiten. Natürlich wird es auch noch Zeit brauchen, bis wir die Früchte unseres Handelns sehen können. Es ist ein Marathonlauf, kein Sprint: So dauert es Jahre, bis degenerierte Böden sich erholt haben und sich die positiven Effekte für Klimaschutz, Wasser und Biodiversität zeigen. Aber, jedes Jahr kommen wir einen Schritt weiter in die richtige Richtung.

Regenerativ, Bio, diverse Siegel – ist das nicht verwirrend für den Verbraucher?

Dr. Albert Christmann: Ich verstehe, dass der Verbraucher es auch als schwierig empfindet, richtige Entscheidungen für Gesundheit und Umwelt zu treffen. Und es für ihn nicht leicht ist, herauszufinden, was eben das Richtige ist. Umso wichtiger ist es, gut zu erklären, was wir tun – und was wir eben auch nicht tun. Es ist entscheidend, dass wir unser Handeln transparent darstellen und zeigen, für welche Produkte oder Projekte wir bereits welche positiven Effekte erzielt haben. Ich glaube, dass eine Unterstützung regenerativen Landwirtschaftens auf Dauer der richtige Weg ist. Und dass unsere Verbraucher zu schätzen wissen werden, dass wir uns hier auf den Weg machen.

Warum setzt Dr. Oetker das dann nicht direkt für alle Produkte und Rohwaren um?

Dr. Albert Christmann: Wir haben geschaut, für welche Rohwaren wir im ersten Schritt den größten positiven Einfluss haben können. Außerdem werden wir am Anfang auch lernen müssen. Das Gelernte wollen wir dann auf weitere Produkte oder Rohwaren skalieren. So stellen wir sicher, dass wir unsere Investments möglichst zielführend nutzen. Dazu muss auch die Politik die richtigen Rahmenbedingungen herstellen. Und dann muss es eben auch immer mehr Landwirte geben, die regenerativ wirtschaften wollen, was nur der Fall ist, wenn unsere Verbraucher die so hergestellten Produkte dann auch kaufen; zu fairen Preisen, damit die Landwirte von ihrer Arbeit leben können.

Wie bewerten Sie das, was Sie bisher erreicht haben?

Dr. Albert Christmann: Ich bin stolz auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Dr. Oetker, dass sie dieses Thema so engagiert und erfolgreich angehen. Wir haben uns auf den Weg gemacht und müssen diesen nun konsequent weitergehen – gemeinsam mit den Landwirten, gemeinsam mit unseren Verbrauchern. Ich werde mich mit großem Engagement für dieses Thema einsetzen, weil ich von der Richtigkeit zutiefst überzeugt bin. Und ich weiß, dass ich bei Dr. Oetker bei Weitem nicht der Einzige bin. Das macht mir großem Mut.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Katharina Ahnepohl

Pressesprecherin Nachhaltigkeit