Dr. Oetker Stories
Der Produktionsstandort Bielefeld-Brackwede blickt auf sein 100-jähriges Bestehen zurück.
7.8.2025 • Geschichte
Das heutige Werk an der Friedrich-List Straße in Bielefeld entstand 1925 auf dem Gelände der ehemaligen Spinnerei „Vorwärts“ der Gebrüder Bozi, gegründet 1850. Was als einfacher Gleisanschluss begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem bedeutenden Produktionsstandort.
Es kann an der Art der Bebauung zweifelsfrei abgelesen werden: Dr. Oetker in Bielefeld-Brackwede hat eine lange Vergangenheit. Diese ist sogar deutlich älter als jene des Unternehmens. Den Ursprung des heutigen Werkes bildet die ehemalige Spinnerei „Vorwärts“ der Gebrüder Bozi. Die Fabrik wurde bereits 1850 gegründet und war die erste Textilfabrik in Deutschland, die mit Dampfkraft betrieben wurde. Deshalb ist sie nicht nur für Bielefeld ein Meilenstein der Industriegeschichte.
Die Spinnerei Vorwärts der Gebrüder Bozi im Jahr 1860
Den Herausforderungen des Ersten Weltkriegs war es geschuldet, dass Unternehmensgründer Dr. August Oetker großes Interesse am Gleisanschluss der Spinnerei Vorwärts hatte. Diesen durfte unser Unternehmen über Jahre mit nutzen, um den Weitertransport der eigenen Waren zu sichern. 1925 ergab sich dann die Chance, den Anschluss samt vorhandener Lagerbaracke komplett zu kaufen – die Geburtsstunde des Dr. Oetker Werks Brackwede.
Jahrzehntelang wirtschaftete die Spinnerei erfolgreich, doch die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs besiegelten auch den langsamen Niedergang der Fabrik. Seit dem Jahr der Hyperinflation 1922 ging die Spinnerei durch mehrere Hände. 1955 wurde sie endgültig stillgelegt und das Gelände samt Infrastruktur vollständig von Dr. Oetker übernommen.
Die alte Lagerbaracke wurde Mitte der 1930er Jahre abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der bis heute erhalten geblieben ist. Hier befinden sich unter anderem die Büros des Betriebsrats sowie der Werksmedizin. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der Gleisanschluss durch den wachsenden LKW-Verkehr immer mehr an Bedeutung, auch wenn er weiterhin genutzt wurde. Auf dem Gelände wurde stattdessen 1951 ein eindrucksvoller Neubau mit zwei markanten Türmen für Papierverarbeitung und Versand eingeweiht. Im Zuge der unabwendbaren Insolvenz der Spinnerei „Vorwärts“ 1955 übernahm Dr. Oetker die restlichen historischen Bauten. Diese wurden renoviert und zu Lagerstätten und Büroflächen für Verkauf und Marketing umfunktioniert.
Ab 1963 ging es richtig voran auf dem Gelände. Eine hochmoderne Produktionsstätte inklusive Siloanlage wurde errichtet. Sie wird heute „Sparrenburg“ genannt und wurde 1997 um die Produktion „Ravensberg“ erweitert. Neben den modernen Abfüllhallen wurde auch ein großzügiger Sozialtrakt geplant. Mit Stolz wurde die Gesamtanlage 1965 eingeweiht.
Im Werk Brackwede wurden bis Anfang der 1970er Jahre neben Aromen und Dessertpulvern auch die damals neuen Backmischungen produziert. Diese verkauften sich so gut, dass mit dem Werk Oerlinghausen ein weiterer Produktionsstandort geschaffen werden musste. In Brackwede wurde kurz zuvor ein Hochregallager gebaut, welches die vorherigen Platzprobleme bei der Lagerhaltung löste. 1979/80 wurde es um ein weiteres Blocklager und 1999 um eine Tunnelstrecke für den automatisierten Warentransport erweitert.
In Brackwede ist ein großer Teil der Forschung und Entwicklung ansässig. 1983 wurde erstmals für diesen Bereich ein eigenes Gebäude konzipiert und geschaffen. Zuvor war die Abteilung auf mehrere Standorte verteilt, was die Zusammenarbeit erschwerte: Laboratorien befanden sich ursprünglich in der Lutter- und in der Bunsenstraße. Die Verpackungsentwicklung wiederum befand sich am Bollbrinkersweg. Mit der Einweihung des Neubaus wurden diese Bereiche auch räumlich zusammengeführt. Heute ist in diesem markanten Gebäude unter anderem das Internationale Marketing tätig. Die Forschung und Entwicklung zog 2017 in einen hochmodernen Bau auf dem südlichen Teil des Geländes.
Das neue Zentrum von Forschung & Entwicklung am Haupttor des Werks.
100 Jahre Werk Bielefeld-Brackwede bedeuten: viele Meilensteine, Menschen und Generationen. Bei Dr. Oetker ist es keine Seltenheit, dass mehrere Generationen einer Familie im Unternehmen, in der Produktion tätig sind.
Wir trafen uns zum Interview mit Heidrun Martmann-Geydan (Laborantin Qualitätssicherung), Steven Richter (Maschinenbediener), Petra Hübenthal (Meisterin Produktion Abfüllung), Lukas Barrmeyer (Leiter Werbeversand), Heinrich Prochnau (Industriemechaniker; Leiter Einkauf Ersatzteile), und Thomas Grotta (Produktionsleiter Werk Bielefeld) und erhielten spannende Einblicke.
Heidrun: Ich war erst 16 und dachte „Was für ein Riesen-Betrieb!“
Thomas: Es war super, dass einige Kollegen am ersten Tag mit den Worten „Schön, dass du da bist!“ direkt auf mich zukamen. Diese Offenheit hat mir sehr geholfen, so hatte ich das in anderen Unternehmen bis dahin selten erlebt.
Steven: Es ist immer jemand da, der einem hilft. Das war für mich gerade in der Anfangszeit wichtig. Ich habe mich sofort wohlgefühlt.
Steven Richter (l.) und Thomas Grotta prüfen Einstellungen an der Maschine. Thomas ist seit April 2023 Produktionsleiter im Werk. Steven stieg 2021 über eine Personaldienstleistungsfirma bei Dr. Oetker ein und wechselte sehr schnell in ein festes Beschäftigungsverhältnis. Seit 2022 ist er Maschinenbediener in der Produktion.
Petra: Absolut, und da spielen auch die Ausbilder eine zentrale Rolle. Deswegen möchte ich unseren Kollegen Oliver Lachmann lobend erwähnen. Seit vielen Jahren betreut er die Azubis, steht immer mit Rat und Tat zur Seite. Er verfolgt stolz ihre Karrierewege. Die Fachkräfte für Lebensmitteltechnik sind nach der Ausbildung in den unterschiedlichsten Bereichen wie Produktionskontrolle, Abfüllung oder Logistik tätig.
Petra Hübenthal startete 2006 mit der Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik (Falet) bei Dr. Oetker. Seit 2021 ist sie Meisterin in der Abfüllung.
Heinrich: Im Urlaub werde ich schon mal gefragt „Wo liegt Bielefeld?‘ dann antworte ich „Wissen Sie, wo Dr. Oetker sesshaft ist?“. Dann antworten sie blitzschnell „In Bielefeld!“. Mein Arbeitgeber ist Aushängeschild für die Region. Auch mein Vater war hier tätig. Er hat sich wertgeschätzt gefühlt und das hat sich zur nächsten Generation fortgesetzt.
Heinrich Prochnau hat 1977 als Maschinenpfleger bei Dr. Oetker angefangen und hat berufsbegleitend seine Ausbildung zum Dreher / Fräser erfolgreich abgeschlossen. Seit 1998 verantwortet er den Einkauf aller Ersatzteile im Werk.
Heinrich: Ich begann mit der Fertigung von Ersatzteilen für die Produktionsmaschinen. Dann wurde ich angesprochen, ob ich deren Einkauf übernehmen könnte. Man hat mir das zugetraut und meine Weiterentwicklung gefördert. Mittlerweile versorge ich alle Abteilungen im Werk mit Ersatzteilen.
Heinrich Prochnau ist oft in der Produktion unterwegs. Hier bespricht er sich mit seiner Kollegin Petra Hübenthal, Meisterin in der Abfüllung. Ist an einer Maschine etwas defekt, kümmert er sich um das Ersatzteil.
Lukas: 2012 begann ich meine Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Danach war ich in der Produktion, unter anderem im Mischzentrum und innerbetrieblichen Transport tätig, brachte mit dem Gabelstapler Paletten zu den Maschinen – zum Beispiel zu Steven, der an der Produktionsmaschine für die „Süße Mahlzeit“ tätig ist. Von 2021 bis Februar 2025 war ich Vorarbeiter. Seit März 2025 leite ich den Werbeversand. Ganz gleich, wo ich bislang tätig war: Hier arbeiten alle Hand in Hand.
Lukas Barrmeyer (links im Bild) erinnert sich an seine bisherige Laufbahn bei Dr. Oetker.
Heidrun: Das Labor ist die direkte Produktionskontrolle, das heißt, wir bekommen aus der Produktion Proben, die wir auf ihre Qualität prüfen und beurteilen. Auch Silo-Rohstoffe werden kontrolliert, bevor sie in der Produktion weiterverarbeitet werden. Das ist mein Kernarbeitsbereich, den ich zusammen mit zehn weiteren Kollegen betreue. Ich arbeite sehr gerne im Team, einer ist für den anderen da und Lösungen finden wir gemeinsam.
Heidrun Martmann-Geydan ist seit fast 40 Jahren bei Dr. Oetker tätig. Nach der Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik wechselte sie 1989 in die Forschung und Entwicklung im Werk Oerlinghausen als Laborantin in der Müsliproduktion. Seit 1991/92 arbeitet sie in der Qualitätssicherung in Bielefeld-Brackwede.
Heidrun und Steven treffen sich zur Qualitätskontrolle direkt an der Maschine.
Lucas: Sozial, vielseitig und abwechslungsreich.
Petra: Familie, lecker, vielseitig.
Thomas: Spaß, spannend, Menschlichkeit.
Steven: Wie eine Familie.
Jirko Heide, SEM, Dr. Oetker Werk Bielefeld.
„Es erfüllt mich mit Stolz und Demut, gerade im 100. Jahr des Bestehens dieses Werkes Verantwortung tragen zu dürfen. Wie schon meine Vorgänger möchte ich dafür sorgen, dass Brackwede ein wichtiger Eckpfeiler im Produktionsnetzwerk von Dr. Oetker bleibt.“
Claus-Carsten Andresen
Pressesprecher Unternehmens- und Produktgeschichte / Archiv
Birgit Deker
Pressesprecherin People and Culture
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