Dr. Oetker Stories

Johanna Kind – Die Frau hinter dem Hellkopf

Kaum ein Logo ist in Europa so bekannt, wie der Dr. Oetker Hellkopf. Seit über 120 Jahren und in über 40 Ländern ist er unser Markenzeichen. Aber wussten Sie, dass hinter dem Logo eine reale Person steht?

Johanna Kind – Die Frau hinter dem Hellkopf

2.11.2023 Geschichte

Es sind viele Eigenschaften, die erfolgreiche Marken auszeichnen. Ganz zentral ist die Unverwechselbarkeit. Kunden müssen auf den ersten Blick erkennen können, dass es sich um „ihre“ Marke handelt. Das erkannte auch Dr. August Oetker. Er ließ ein Logo entwickeln, das seit 1899 unverkennbar für das Unternehmen Dr. Oetker steht: Der Hellkopf

Eine Marke entsteht

Der Erfolg des Backpulvers Backin machte aus einer kleinen Apotheke in Bielefeld einen veritablen Nahrungsmittelhersteller. Der Name Dr. Oetker stand innerhalb weniger Jahre für Backpulver, Pudding, Speisestärke und vieles mehr. Ein einprägsames Logo für die neue Marke musste her, denn nicht wenige Marktbegleiter versuchten auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen, so dass im Lebensmitteleinzelhandel Verwechslungsgefahr drohte. Das ab 1892 verwendete Schaumglas-Logo reichte daher als Unterscheidungsmerkmal nicht mehr aus. Zudem war klar, dass das Apothekengeschäft in Zukunft keine Rolle mehr spielen würde. Das Schaumglas hatte damit seinen Bezug zum ursprünglichen Geschäftsmodell verloren.

Das erste Dr. Oetker Logo

Das erste Dr. Oetker Logo. Es zeigte ein Schaumglas und wurde erstmals 1892 eingesetzt. Die abgebildete Kohlensäurereaktion nahm direkt Bezug auf die typischen Apothekenartikel der Zeit.

„Ein heller Kopf verwendet stets…“

Ein neues Logo musste her, eines, dass zu den neuen Claims der Marke passte: „Ein heller Kopf verwendet stets…“, „Ein heller Kopf backt mit…“ und ähnliche Variationen sollten eingesetzt werden. Im Mittelpunkt stand also das Narrativ, das intelligente Menschen Dr. Oetker Produkte verwenden. Um das fehlend Logo zu finden, lobte Dr. August Oetker einen Wettbewerb aus. Der erste Platz sollte das neue Logo der Marke werden.

Die finale Variante des Hellkopfs von 1905. Ihm gegenübergestellt ist das Originalprofil von Johanna Kind.

Als Gewinner des Wettbewerbs ging der Bielefelder Grafiker Theodor Kind hervor. In dessen Geschäft war Dr. August Oetker bereits seit längerem zufriedener Kunde. Kind fertigte für den Wettbewerb einen Schattenriss seiner Tochter Johanna an und traf damit genau den Geschmack des Unternehmensgründers. In einem Jahre später geführten Interview berichtete Kind, wie sie auf persönlichen Wunsch Dr. August Oetkers frisiert wurde, um dem damaligen Modegeschmack zu entsprechen. Der Haarknoten ging auf sein Bestreben hin zurück. Es entstanden mehrere Varianten des Hellkopfs, die bis heute verwendete Version wurde 1905 angefertigt.

Portrait von Johanna Kind

Eine private Portraitaufnahme von Johanna Kind um 1900. Auf dem Foto ist sie circa 20 Jahre alt.

Johanna Kind wird das Gesicht der Marke Dr. Oetker

Johanna war auf den ersten Bildern circa 20 Jahre alt und wurde in den darauffolgenden Jahren immer wieder für Werbeaufnahmen beauftragt. 1907 heiratete sie, hieß fortan mit Nachnamen Ulrich und berichtete ausführlich von ihren Erfahrungen als Modell für Dr. Oetker. Um die Jahrhundertwende war das Fotografieren noch ein mühsames Geschäft. Aufgrund der technischen Limitierungen der Kameras war es nötig, minutenlang stillzuhalten. Für die zu fotografierenden Personen eine Tortur, wenn Backszenen nachgestellt werden sollten. In einem Interview 1963 erinnerte sie sich lebhaft:

„Wenn ich gewackelt hatte, mußte die ganze Prozedur am nächsten Tag wiederholt werden. Oft hatte ich dazu gar keine Lust mehr. Aber dann kam Dr. Oetker und versprach mir etwas Schönes, wenn ich brav stillhielt. Weil er immer so nett zu uns war, fand ich mich dann meist schnell wieder zu Aufnahmen bereit. Wenn dann mein Bild etwa in der ‚Woche‘ erschien, und ich von meinen Freundinnen darauf angesprochen wurde, war ich doch mächtig stolz.“

Johanna machte ihren Job gern und auch persönlich hatte sie ein gutes Verhältnis zur Familie Oetker. Mit Rudolf Oetker etwa, dem Sohn des Gründers, verband sie eine Jugendfreundschaft. Caroline Oetker, die Ehefrau Dr. August Oetkers, hatte zudem immer ein offenes Ohr für sie und sprach ihr Trost zu, falls es ihr einmal nicht gut ging oder sie von den anstrengenden Aufnahmen frustriert war.

Dr. Oetker's Backpulver Werbung

Eine Anzeige aus dem Jahr 1909. Johanna hieß mittlerweile Ulrich, da sie 1907 geheiratet hatte. Aber immer noch machte sie Werbung für Dr. Oetker.

Noch Jahrzehnte später blickte sie mit Stolz auf ihre Zeit als erste Werbefigur von Dr. Oetker. 1963 besuchte sie die Unternehmenszentrale in Bielefeld, ließ sich noch einmal durch die Produktion führen und fachsimpelte in der Versuchsküche mit deren Leiterin Marie-Louise Grothe, die später als Marie-Louise Haase zu einer weiteren Werbeikone des Unternehmens avancierte.

Johanna Ulrich, geborene Kind, 1963 bei einem Besuch der Produktion Bielefeld.

Auch ein Abstecher in die Versuchsküche stand auf dem Programm. Rechts zu sehen ist ihre Leiterin, Frau Grothe. In den 1970er Jahren wird sie als Marie-Louise Haase im deutschen Werbefernsehen zur Berühmtheit.

Dieser verriet sie auch ihr Dr. Oetker Lieblingsprodukt: Schokoladenpudding mit gehackten Mandeln. „Schon als junges Mädchen ist es mir gar nicht schwer gefallen, bei dieser Dr. Oetker-Speise auf Werbefotos ein strahlendes Gesicht zu machen!“

Johanna Ulrich, geborene Kind, starb nach einem langen und erfüllten Leben im Jahr 1966.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

Claus-Carsten Andresen

Pressesprecher Unternehmens- und Produktgeschichte / Archiv